BEZEICHNUNG
systemd.net-naming-scheme - Benennungsschema für Netzwerkgeräte
BESCHREIBUNG
Netzwerkschnittstellennamen und MAC-Adressen können auf Basis bestimmter gleichbleibender Schnittstellenattribute erstellt werden. Dies ist möglich, wenn es genug Informationen über das Gerät gibt, um diese Attribute zu erstellen und die Verwendung dieser Information konfiguriert wurde. Diese Seite beschreibt die Schnittstellenbenennung, d.h. welche möglichen Namen erstellt werden können. Diese Namen werden durch das in systemd-udevd.service(8) eingebaute net_id und als Udev-Eigenschaften (ID_NET_NAME_ONBOARD=, ID_NET_LABEL_ONBOARD=, ID_NET_NAME_PATH=, ID_NET_NAME_SLOT=) exportiert.
Namen und MAC-Adressen werden aus verschiedenen gleichbleibenden Metadatenattributen abgeleitet. Neuere Versionen von Udev berücksichtigen mehr dieser Attribute und verbessern (und damit ändern) die für die gleichen Geräte verwandten Namen und Adressen. Verschiedene Versionen dieser Erstellungsregeln werden »Benennungsschema« genannt. Das Standard-Benennungsschema wird zum Kompilierungszeitpunkt ausgewählt. Normalerweise wird dies die neuste implementierte Version sein, aber es ist auch möglich, dies auf eine ältere Version zur Erhaltung der Kompatibilität zu setzen. Dies könnte beispielsweise für Distributionen nützlich sein, die neuere Versionen von Systemd in stabilen Veröffentlichungen integrieren, ohne das Benennungschema zu ändern. Das Benennungschema kann auch mittels des Kernelbefehlszeilenschalters net.naming-scheme= außer Kraft gesetzt werden, siehe systemd-udevd.service(8). Verfügbare Benennungsschemas werden nachfolgend beschrieben.
Nachdem die Udev-Eigenschaften erstellt worden sind, können Geräte anhand dieser Eigenschaften und den geeigneten Udev-Regeln tatsächlich umbenannt werden. Siehe die Beschreibung von NamePolicy= und MACAddressPolicy= in systemd.link(5).
Beachten Sie, dass das Konzept der Netzwerkschnittstellenbenennung zwar primär im Kontext von systemd-udevd.service relevant ist, aber der Container-Verwalter systemd-nspawn(1) sie auch bei der Benennung von Schnittstellennamen in Betracht zieht, siehe unten.
BENENNUNG
Alle Namen beginnen mit einem Zwei-Zeichen-Präfix, das den Schnittstellentyp kennzeichnet.
Tabelle 1. Zwei-Zeichen-Präfix
basierend auf dem Typ der
Schnittstelle
Das eingebaute Udev net_id exportiert die folgenden Udev-Geräteeigenschaften:
ID_NET_NAME_ONBOARD=PräfixoNummer
Dieser Name wird basierend auf der numerischen Anordnungsinformation, die durch die Firmware für Geräte auf dem Mainboard angegeben wird, gesetzt. Der Name besteht aus dem Präfix, dem Buchstaben o und einer durch die Firmware festgelegten Zahl. Dies ist nur für PCI-Geräte verfügbar.
ID_NET_LABEL_ONBOARD=Präfix Kennzeichen
Diese Eigenschaft wird basierend auf der durch die Firmware von Geräten, die auf dem Mainboard sind, gegebenen textuellen Kennzeichnung gesetzt. Der Name besteht aus dem Präfix, dem die Kennzeichnung angehängt ist. Dies ist nur für PCI-Geräte verfügbar.
ID_NET_NAME_MAC=PräfixxAABBCCDDEEFF
Dieser Name besteht aus dem Präfixbuchstaben x und den 12 hexadezimalen Ziffern der MAC-Adresse. Er ist verfügbar, falls das Gerät über eine konstante MAC-Adresse verfügt. Da dieser Name auf einem Attribut der Karte selbst basiert, bleibt er »stabil«, selbst wenn das Gerät (sogar zwischen Maschinen) verschoben wird, aber ändert sich, wenn die Hardware ersetzt wird.
ID_NET_NAME_SLOT=Präfix[PDomäne]sSlot[fFunktion][nPort_Name|dGer_Port], ID_NET_NAME_SLOT=PräfixvSlot, ID_NET_NAME_SLOT=Präfix[PDomäne]sSlot[fFunktion][nPort_Name|dGer_Port]bNummer, ID_NET_NAME_SLOT=Präfix[PDomäne]sSlot[fFunktion][nPort_Name|dGer_Port]uPort…[cKonfiguration][iSchnittstelle], ID_NET_NAME_SLOT=Präfix[PDomäne]sSlot[fFunktion][nPort_Name|dGer_Port]vSlot
Diese Eigenschaft beschreibt die Slot-Position. Verschiedene Schemata werden abhängig vom Bus-Typ verwandt. Diese beschreibt die nachfolgende Tabelle. Im Falle von USB-, BCMA- und SR-VIO-Geräten besteht der komplette Name aus dem Präfix, dem PCI-Slot-Kennzeichner und dem USB- oder BCMA- oder SR-VIO-Slot-Kennzeichner. Die ersten zwei werden in der nachfolgenden Tabelle durch »…« angezeigt.
Tabelle 2. Slot-Benennungsschema
Die PCI-Domäne wird nur vorangestellt, wenn sie nicht 0
ist. Alle multifunktionalen PCI-Geräte werden die
fFunktion-Nummer im Gerätenamen tragen,
einschließlich der Funktion-0-Geräte. Für
nicht-multifunktionale Geräte wird die Nummer
unterdrückt, falls sie 0 ist. Der Port-Name
Port_Name wird verwandt oder die Port-Nummer
dGer_Port, falls der Name nicht bekannt
ist.
Für BCMA-Geräte wird die Kernnummer unterdrückt, wenn diese 0 ist.
Für USB-Geräte wird die komplette Kette von Port-Nummern der Hubs zusammengesetzt. Falls der Name länger als die maximale Anzahl von 15 Zeichen ist, wird der Name nicht exportiert. Die Werte der normalen USB-Konfigurationsnummer 1 und Schnittstellennummer 0 werden unterdrückt.
Der Name von virtuellen SR-IOV-Geräten basiert auf dem Namen der übergeordneten Schnittstelle, gefolgt von v und der virtuellen Gerätenummer, wobei alle führenden Nullen entfernt werden. Die Busnummer wird ignoriert.
ID_NET_NAME_PATH=PräfixcBuskennung, ID_NET_NAME_PATH=PräfixaLieferantModelliInstanz, ID_NET_NAME_PATH=PräfixiAdressenPort_Name, ID_NET_NAME_PATH=Präfix[PDomäne]pBussSlot[fFunktion][nphys_Port_Name|dGer_Port], ID_NET_NAME_PATH=Präfix[PDomäne]pBussSlot[fFunktion][nphys_Port_Name|dGer_Port]bNummer, ID_NET_NAME_PATH=Präfix[PDomäne]pBussSlot[fFunktion][nphys_Port_Name|dGer_Port]uPort…[cKonfig][iSchnittstelle]
Diese Eigenschaft beschreibt den Geräteinstallationsort. Verschiedene Schemata werden abhängig vom Bustyp verwandt, wie in der nachfolgenden Tabelle beschrieben. Für BCMA- und USB-Geräte muss die PCI-Pfadinformation bekannt sein und der vollständige Name besteht aus dem Präfix, der PCI-Slot-Kennzeichnung und dem USB- oder BCMA-Ort. Die ersten zwei Teile werden in der nachfolgenden Tabelle durch »…« angezeigt.
Tabelle 3. Pfadbenennungsschema
CCW- und gruppierte CCW-Geräte gibt es in
IBM-System-Z-Großrechnern. Alle einleitenden Nullen
und Punkte werden unterdrückt.
Für PCI-, BCMA- und USB-Geräte werden die gleichen Regeln wie oben für Slot-Namen beschrieben verwandt.
GESCHICHTE
Die folgenden »Benennungsschemata« wurden definiert:
v238
Dies ist das in Systemd 238 implementierte Benennungsschema.
v239
Die Benennung für mit SR-IOV und NPAR erstellte virtuelle Netzwerkgeräte und für Geräte, deren PCI-Netzwerk-Controller keine Slot-Nummer zugeordnet ist, wurde geändert.
Virtuelle SR-IOV Geräte werden basierend auf der übergeordneten Schnittstelle mit einer Endung »vPort« benannt, wobei Port die virtuelle Gerätenummer ist. Vorher wurden solche virtuellen Geräte benannt, als ob sie komplett unabhängig wären.
Das neunte und spätere virtuelle NPAR-Geräte folgen dem für die ersten acht NPAR-Partitionen verwandten Benennungsschema. Früher wurden solche Geräte nicht umbenannt und die Vorgabe des Kernels (»ethN«) wurde verwandt.
Es werden auch Namen für PCI-Geräte erstellt, bei denen der PCI-Netzwerk-Controller selbst keine zugeordnete Slot-Nummer hat, aber eines seiner übergeordneten Geräte hat eine. Früher wurden solche Geräte nicht umbenannt und die Vorgabe des Kernels wurde verwandt.
v240
Das Präfix »ib« und gleichbleibende Namen für Infiniband-Geräte werden eingeführt. Früher wurden solche Geräte nicht umbenannt.
Das ACPI-Indexfeld (in ID_NET_NAME_ONBOARD= verwandt) wird jetzt auch genutzt, falls sein Wert 0 ist.
Es wurde eine neue Benennungsrichtlinie NamePolicy=keep eingeführt. Mit dieser Richtline wird das Netzwerkgerät nicht erneut umbenannt, falls sein Name bereits im Anwendungsraum (user space) gesetzt wurde. Früher wurde diese Bennungsrichtlinie implizit angewandt und jetzt muss sie explizit erbeten werden. Effektiv bedeutet dies, dass Netzwerkgeräte entsprechend ihrer Konfiguration umbenannt werden, falls keep nicht als Benennungsrichtlinie in der .link-Datei festgelegt ist, auch wenn sie bereits umbenannt worden sind. Siehe systemd.link(5) für eine Beschreibung von NamePolicy=.
v241
MACAddressPolicy=persistent wurde erweitert, um MAC-Adressen basierend auf dem Gerätenamen zu setzen. Früher basierten Adressen nur auf ID_NET_NAME_*-Attributen, was bedeutete, dass für virtuelle Geräte niemals Schnittstellennamen erstellt wurden. Jetzt bekommen die meisten Geräte dauerhafte Adressen, insbesondere auch Bridges.
Note: when userspace does not set a MAC address for a bridge device, the kernel will initially assign a random address, and then change it when the first device is enslaved to the bridge. With this naming policy change, bridges get a persistent MAC address based on the bridge name instead of the first enslaved device.
v243
Unterstützung für die Umbenennung von Netdevsim-Geräten (simulierten Netzwerkgeräten) wurde hinzugefügt. Früher wurden diese Geräte nicht umbenannt.
Früher wurde der zweibuchstabige Schnittstellentyppräfix ID_NET_LABEL_ONBOARD= vorangestellt. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall.
v245
Wenn systemd-nspawn(1) den Namen für die Rechnerseite des mit --network-veth vom Container-Namen erstellten Netzwerkschnittstellennamens ableitet, schnitt es bisher das Ergebnis nach 15 Zeichen ab, falls es länger war (da dies die maximale Länge für Netzwerkschnittstellennamen ist). Ab jetzt werden die letzten 4 Zeichen auf einen 24-Bit-Hash-Wert des vollständigen Schnittstellennamens gesetzt, falls der Schnittstellenname länger als 15 Zeichen wäre. Auf diese Art sollten Schnittstellennamenkollisionen zwischen mehreren, ähnlich benannten Containern (die sich nur in der Containernamen-Endung unterscheiden) weniger wahrscheinlich werden — sie sind allerdings weiterhin möglich, da der 24-Bit-Hash-Wert sehr klein ist.
Beachten Sie, dass latest zur Kennzeichnung des neusten bekannten Schemas (für diese konkrete Version von Systemd) verwandt werden kann.
BEISPIELE
Beispiel 1. Verwendung Udevadms test-builtin zur Anzeige von Geräteeigenschaften
$ udevadm
test-builtin net_id /sys/class/net/enp0s31f6
…
Verwendung des Vorgabe-Schnittstellen-Benennungsschemas
'v243'.
ID_NET_NAMING_SCHEME=v243
ID_NET_NAME_MAC=enx54ee75cb1dc0
ID_OUI_FROM_DATABASE=Wistron InfoComm(Kunshan)Co.,Ltd.
ID_NET_NAME_PATH=enp0s31f6
…
Beispiel 2. PCI-Ethernet-Karte mit Firmware-Index »1«
ID_NET_NAME_ONBOARD=eno1
ID_NET_NAME_ONBOARD_LABEL=Ethernet Port 1
Beispiel 3. PCI-Ethernet-Karte in einem Slot für dynamisches Einstecken mit Firmware-Indexnummer
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:1c.3/0000:05:00.0/net/ens1
ID_NET_NAME_MAC=enx000000000466
ID_NET_NAME_PATH=enp5s0
ID_NET_NAME_SLOT=ens1
Beispiel 4. PCI-Ethernet-Multifunktionskarte mit 2 Ports
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:1c.0/0000:02:00.0/net/enp2s0f0
ID_NET_NAME_MAC=enx78e7d1ea46da
ID_NET_NAME_PATH=enp2s0f0
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:1c.0/0000:02:00.1/net/enp2s0f1
ID_NET_NAME_MAC=enx78e7d1ea46dc
ID_NET_NAME_PATH=enp2s0f1
Beispiel 5. PCI-WLAN-Karte
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:1c.1/0000:03:00.0/net/wlp3s0
ID_NET_NAME_MAC=wlx0024d7e31130
ID_NET_NAME_PATH=wlp3s0
Beispiel 6. PCI-IB-Host-Adapter mit 2 Ports
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:03.0/0000:15:00.0/net/ibp21s0f0
ID_NET_NAME_PATH=ibp21s0f0
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:03.0/0000:15:00.1/net/ibp21s0f1
ID_NET_NAME_PATH=ibp21s0f1
Beispiel 7. Eingebautes USB-3G-Modem
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:1d.0/usb2/2-1/2-1.4/2-1.4:1.6/net/wwp0s29u1u4i6
ID_NET_NAME_MAC=wwx028037ec0200
ID_NET_NAME_PATH=wwp0s29u1u4i6
Beispiel 8. USB-Android-Telephon
#
/sys/devices/pci0000:00/0000:00:1d.0/usb2/2-1/2-1.2/2-1.2:1.0/net/enp0s29u1u2
ID_NET_NAME_MAC=enxd626b3450fb5
ID_NET_NAME_PATH=enp0s29u1u2
Beispiel 9. s390-gruppierte CCW-Schnittstelle
#
/sys/devices/css0/0.0.0007/0.0.f5f0/group_device/net/encf5f0
ID_NET_NAME_MAC=enx026d3c00000a
ID_NET_NAME_PATH=encf5f0
SIEHE AUCH
udev(7), udevadm(8), Vorhersagbare Netzwerkschnittstellennamen [1] , systemd-nspawn(1)
ANMERKUNGEN
1. |
Vorhersagbare Netzwerkschnittstellennamen |
https://systemd.io/PREDICTABLE_INTERFACE_NAMES
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian [AT] helgefjell.de> erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.
Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an <debian-l10n-german [AT] lists.org>.